In diesem Monat möchten wir euch an dem multi-kulturellen Hintergrund unserer Auszubildenden teilnehmen lassen, in dem wir euch ein typisch traditionelles Gericht aus der Heimat von unserem Azubi Fernando Acosta aus Costa Rica vorstellen. Viel Spaß beim nachkochen, vielleicht stellt sich beim Genießen ein kleines Urlaubsfeeling ein 😉
Am Vortag vorzubereiten:
Gallo Pinto wird mit gekochtem Reis vom Vortag und gekochten schwarzen Bohnen im eigenen Saft zubereitet. Beides ist in einem zentralamerikanischen Haushalt zu jeder Zeit vorrätig, weil es einfach immer gebraucht wird. Nehmen wir dies als einen Hinweis dafür, wie ungerecht es in der Welt zugeht. Was beim Tico einfach da ist, das muss der Deutsche erst planen 😉
In der Frühe, wenn der „Gallo“ (Hahn) erwacht:
Heute erhitzen wir Öl in der Pfanne, dünsten zuerst Zwiebel und Knoblauch, dann Stangensellerie, Paprikawürfel und Koriandergrün an und geben anschließend die Bohnen im eigenen Saft in die Pfanne. Eine gute Gelegenheit die Bohnen mit Worcestershiresauce nachzuwürzen, vorzugsweise Salsa Lizano, dem Original aus Costa Rica, das dem Gallo Pinto seinen unverwechselbaren Geschmack verleiht, ersatzweise aber auch Lea & Perrins oder eine andere „Salsa Inglesa“, dem spanischen Sammelbegriff für diese Würzsauce. Wir lassen die Bohnensauce etwas eindicken bevor wir den Reis unterrühren. Wenn sich Bohnen, Gemüse und Reis gut vermischt haben und der Reis von der Bohnenbrühe nachgedunkelt ist, braucht es nur mit Salz, Pfeffer und – einem winzigen Schuss – Salsa Lizano gewürzt werden.
Noch ein Wort zum „Muss“ und „Kann“. Öl, Zwiebel, Bohnen und Reis, sowie die unverzichtbare Salsa Lizano (nach unserer Meinung (Costarikaner) machen ein komplettes Gallo Pinto. Alles andere ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und ob der Haushalt gerade komplett bestückt ist. Ich ziehe die angereicherte Version vor, wenn ich sie mir selber machen darf.
Streit entsteht unter Puristen auch über die „Wie“-Frage. Soll das Gallo Pinto eher trocken und leicht „angetoastet“ sein oder eher feucht? Die einen mögen es so, die anderen so, viele mögen beides. Richtig ist es aber nur, wie es einem individuell am besten schmeckt.
Die erweiterte „Muss- und Kann-Frage“ bezieht sich auf die Beilagen. Das Gängige sind Maduros Fritos und Spiegel- bzw. Rühreier. Eine Scheibe geräucherten Bratkäse, der so schön zwischen den Zähnen quietscht, steigert den Zufriedenheitslevel bereits ungemein. Ein ofenfrisches Baguette zum Gallo Pinto ist längst gesellschaftsfähig geworden, da es sich doch so schön in den Sauerrahm tunken lässt. Aber nichts geht über eine frische Tortilla Casera, die direkt aus dem Comal, der eisernen Pfanne kommt und in Tuch eingeschlagen, in einem kleinen Bastkörbchen serviert wird. Es ist angerichtet.
Nun, wo das Gallo Pinto serviert ist, begleitet von den bevorzugten Beilagen, ist es Zeit das Tischgespräch zu eröffnen und an den uruguayischen Präsidenten Sanguinetti zu erinnern, der einmal in einer Rede die Friedfertigkeit des costarikanischen Volkes mit den Worten ehrte: „Esté donde esté dondequiera que haya un costarricense hay paz”, was übersetzt in etwa heißt „Wo auch immer man hinkommt, wo es einen Costarikaner gibt, dort herrscht Frieden.“ Als der Hersteller der Salsa Lizano den Satz auf einem riesigen Werbeplakat am Weg zum Flughafen – ebenso zutreffend – abwandelte in „Esté donde esté dondequiera que haya un costarricense hay Salsa Lizano“ (Wo immer man hingerät, wo es einen Costarikaner gibt, dort findet man auch Salsa Lizano), da saß der national-ehrpusselige Teil des costarikanischen Volkes auf dem Sofa und nahm es übel. Der andere Teil lachte oder schmunzelte vergnügt… und verdaute andächtig.
Für etwa 4 Portionen Gallo Pinto benötigt ihr:
•500 g Langkornreis
•300 g schwarze Bohnen
•2 Zwiebeln
•2 rote Paprika
•2 Knoblauchzehen
•3-5 EL Salsa Lizano oder Worcestershiresauce
•frischer Koriander
•2 EL Öl
•1 Prise Salz und Pfeffer
Je nach Vorlieben könnt ihr auch noch etwas Hühnerbrühe, Lauch, Chili oder Tabasco hinzufügen. Das traditionelle Gallo Pinto in Costa Rica ist aber nicht scharf.
Leckere Beilagen für Gallo Pinto:
•Tortillas
•Avocado
•Rührei
•gebratene Kochbananen
•Grillkäse
Euer Fernando
Auszubildender bei der Sparkasse Marburg-Biedenkopf